Sonntag, 2. Dezember 2007

Fortsetzung Reisebericht: von der Nehrung to Riga


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Im Bericht geht es hier noch einmal Zurück aufs Festland: Von der Kurischen Nehrung nach Riga

Obwohl wir schon in Estlands Norden gelandet sind, zur Zeit sitzen wir bereits auf Saaremaa, der größten Insel des Landes, schreibe ich da weiter, wo ich unlängst wegen der allzu schnellen Weiterreise abgebrochen habe. Wir haben Nida nur ungern so schnell den Rücken gekehrt, der Hund hätte sicher auch gern noch ein paar tage in den weitläufigen Dünen und an menschenleeren Stränden umhertoben mögen.

Doch da wir noch zwei Länder und mehrere zu besichtigende Orte auf unserer Liste hatten, hieß es gleich nach dem Frühstück in unserer Lieblingsbäckerei aufbrechen, um die Fähre gegen elf Uhr zurück nach Klaipeda zu nehmen. Da wir den Seehafen und die Altstadt Klaipedas (ehemals Memel) ja bereits vor dem Abstecher auf die Kurische Nehrung besichtigt hatten, warfen wir einen letzten Blick auf die Angler am Fluss Dane und fuhren dann schnurstracks auf die gut ausgebaute Straße nach Riga. An der Strecke, kurz hinter Siauliai, besichtigten wir in Eiseskälte den Berg der Kreuze, über den ich ja bereits weiter unten schon schrieb.
Wie immer gäbe es zu jedem einzelnen Ort noch viel zu schreiben, aber ein Blogg eignet sich doch eher nur für eine Art Skizze, wer sich tatsächlich für eine eigene Baltikumreise oder Hintergründe zu den einzelnen Orten interessiert, mag gern hier Anregungen finden und dann im Netz gezielt weitersuchen. Wir planen nach unserer Rückkehr auf jeden Fall einen detaillierten Serviceteil und Hinweise zu den getesteten Hotels, Pensionen und Guesthouses. Es wird eine übersichtliche Fotoshow aus den Regionen und Städten geben. Für diese Feinarbeit bleibt uns während der Reise natürlich keine Zeit und vielleicht ist es ja auch nicht verkehrt, die Eindrücke erst mit einem gewissen Abstand zum Erlebten wiederzugeben.


Dennoch seien an dieser Stelle ein paar Kleinigkeiten eingefügt, die uns bisher aufgefallen sind: Ein klares Vorbild für Deutschland könnte das Baltikum in Sachen Rauchfreiheit sein, hier scheinen die Regierungen viel strikter und klarer ein Rauchverbot in allen öffentlichen Gebäuden und allen Restaurants, Cafes, usw. durchgesetzt zu haben. Eine Regierungsbeamtin aus Riga erzählte mir, es sei von einem Tag auf den anderen das Gesetz geltend gemacht worden und jeder hält sich daran, ohne lange Diskussionen.
Wir hatten über die Art der Menschen in den jeweiligen Ländern ziemliche Debatten, weil Tina die Litauer lieber mochte als die Lettländer, während ich mir darüber kein Urteil erlauben mag. Ich fand beide Nationalitäten freundlich und reserviert, sicher nicht selten auf die – doch vorhandenen – Sprachbarrieren zurückzuführen und ich habe auch andere Gespräche geführt, weil Tina mehr für den Übernachtungspart zuständig ist. Das heißt, sie erlebt oft genug die Skepsis, wenn sie fragt, ob wir irgendwo mit dem Hund bleiben können. Während ich in Riga ein Interview mit oben erwähnter Regierungsbeamtin führen durfte, noch dazu in entspannter Clubatmosphäre und diese Begegnung mit einer Lettin ganz ungezwungen erlebte. Gut, zugegeben, ihre Eltern stammen aus Weißrussland, sie hat also durchaus ein gemischtes Erbe, wie sie selbst bestätigte.

Zurück zur Reise: Der Berg der Kreuze mag in wärmeren Temperaturen auch Nichtgläubigen wie uns mehr Freude am Entdecken bieten, uns war einfach nur furchtbar kalt, allein die Kamera zu bedienen schien nach einer halben Stunde trotz anbehaltener Handschuhe eine Herausforderung, so klamm fühlten sich Hände, Füße und Nasen an.


Jugendstil pur: Riga

Eine nicht allzu wetterverhagelte und auch nur mäßig vernebelte Fahrt brachte uns dann hinein in die, von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannte Jugendstil-Metropole: RIGA. Weil wir zu müde waren, um lange zu suchen, hatte Tina entschieden, das erstbeste Hotel der Mittelklasse zu spendieren, wir wurden vom Liftboy samt unserer – etwas unpassenden Gepäckstücke (um genau zu sein, Plastiktüten mit Hundefutter und Futternapf) – in unsere Suite gebracht. Natürlich fragt sich jeder praktisch Veranlagte jetzt vielleicht, warum wir die Tüten nicht einfach später geholt haben? Tja, wir hätten das nur zu gern an der noblen Lobby vorbeigeschmuggelt, nur mussten wir unser Auto sofort leer räumen, weil der Boy das Hoftor wieder verriegeln musste. Also hieß es, das Hundegepäck mit Fassung an der Rezeption vorbeizutragen als wären es Cartierkoffer.


Riga und der Jugendstil bedürfen eines eigenen Bloggs oder zumindest ganz vieler Fotos, weil ich während der Spaziergänge durch diese unfassbar detaillierte, kleinteilige und liebevolle Architektur, immerzu nur die Kamera im Anschlag haben konnte und denken, wie sich das wohl anfühlt, ein einer solchen Stadt, beziehungsweise Stadtteil zu leben, denn der Rest von Riga ist natürlich wie die meisten Städte: ein aus den Nähten platzender Moloch, der zich – bezahlbarere – aber eben wenig ansehnliche Vorstädte gebiert, in denen sich wahrscheinlich das eigentliche Leben der Rigaer abspielt, die ganz normal mit dem Bus zur Arbeit fahren, weil sie, wie mir meine Interviewpartnerin verriet, sich die enormen Parkgebühren in der Stadt und die Mieten oberhalb von 500 Euro für eine Ein-Zimmer-Mietwohnung monatlich nicht leisten können. Dieser Mietbetrag von 500 Euro bezieht sich auf eine Vorstadtwohnung und die Frau, die aus Sparsamkeitsgründen mit dem Bus fährt, ist immerhin Regierungsbeamte im Erziehungsministerium.

Leider funktionierte auch im Superhotel der Wireless-LAN-Zugang trotz extra erstandener Karte nicht in unserem Zimmer. In der Business-Lounge genannten kleinen Kammer im 5. Stock bot man uns zwar zwei online-Computer zur kostenfreien Nutzung an, aber da ich zu viele Bilder und Texte uploaden wollte, nutzte mir das Ganze nur wenig. Die WiFi-Card versagte auch dort oben ihre Dienste, der einzige Ort, wo der Provider latteve.com uns anerkannte, war das Hotelrestaurant. Und selbst dort hatte ich morgens Probleme, die restlichen 180 min der gekauften drei Stunden surfend abzugelten, der Zugang fiel mitten in einer Sitzung aus und wollte das Passwort und den bisherigen Benutzernamen nicht wiedererkennen. Trotz Passwortspeicherung, wohlgemerkt, also Tippfehler ausgeschlossen.
An der Rezeption begegnete man mir freundlich und mit dem wenig brauchbaren Hinweis, ich solle den Provider anrufen und ihm mein Problem persönlich schildern. Ich glaube sogar, das Telefonat wäre aufs Haus gegangen, aber bei meinem Zeit- und Arbeitsproblem hätte es nicht wirklich weitergeholfen, also habe ich stattdessen eine neue Karte gekauft und siehe da, es funktionierte wieder.

Warum schreibe ich so ausführlich darüber? Von Riga sagen, denke ich, die Bilder mehr als lange Beschreibungen, und die Zugänglichkeit des Internets ist ja auf Reisen an sich ein nicht mehr auszuklammerndes Thema, zumindest nicht, wenn man sich darauf verlegt, Reiseberichte und Webgalerien statt Postkarten zu schreiben bzw. zu senden.

Bis wir nach Estland einreisten, war der Internetzugang wirklich nicht immer ganz problemlos zu bekommen, Problemchen wie eben beschrieben wurden auch durch zeitweise gar keinen Internetaccess getoppt. Litauen Und Lettland sind aber dennoch ganz im Trend, es gibt zumindest in jeder größeren Stadt die eine oder andere Option, in Klaipeda beispielsweise hätte ich beim litauisch-lokal agierenden Provider Zebra einen Einwahlcode bekommen können, nur hätte ich das per SMS organisieren müssen und das wird dann mit einem deutschen Handy vielleicht doch relativ umständlich und möglicherweise auch teuer. Je nördlicher wir kommen, desto einfacher, denn hier auf Saaremaa muss ich nur eine Etage tiefer in einen hässlichen, aber funktionalen Wireless-LAN-Raum gehen im auch sonst wenig luxuriösen oder gar nicht modernen, dafür aber superteuren Hotell Arabella (kein Tippfehler).

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