Samstag, 23. Februar 2008

Samstag in der Hundeschule

no comment:=)

Welches Haustier passt zu mir?
Nirgendwo ist es auffälliger als beim Lieblingstier der Deutschen – dem Hund: Der Mensch sucht sich einen Gefährten, der zum Zeitgeist passt und sein Image poliert. Dabei orientieren sich die Käufer gern an Prominenten wie Paris Hilton. Doch wie anspruchsvoll oder gefährlich ein Tier ist, wissen viele Besitzer nicht.

Psychologen haben eine Typologie der Halter und ihrer Heimtiere ausgemacht: Demnach sind Hunde wie Diplomaten - sie vermitteln Gespräche zwischen Menschen, die sich ohne Begleitung ihrer Hunde niemals angesprochen hätten.
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Die Mode ist ein flatterhaftes Wesen: Was heute noch Trend ist, kann morgen schon eine peinliche Geschmacksverirrung sein. In den 50er-Jahren trug die Dame von Welt Petticoats, Pelzmäntel und dazu einen Minipudel auf dem Arm. Auch beim Haustier gibt es eben Modewellen. Prominente schmücken sich gern mit einem Hund: Seien es Politiker, die mit ihrer Tierliebe Pluspunkte beim Wähler sammeln wollen, oder Glamourgirls, wie eine gewisse Hotelerbin, die eine Zeit lang zu jedem noch so unpassenden Anlass ihren Mini-Chihuahua im Schlepptau hatte. Das Beispiel Paris Hilton zeigt, wie traurig das Schicksal von Modetieren sein kann: Das lebende Accessoire hatte seine Attraktivität schnell verloren und verschwand von den Fotos. Wo es wohl geblieben ist?


Auch in Japan trägt das Modebewusstsein vieler Menschen merkwürdige Früchte. Hunde werden dort auch in den Großstädten immer beliebter, obwohl der durchschnittliche Lebensstil kaum Zeit und Platz für sie bietet. Im letzten Sommer trug die ungebrochene Nachfrage nach pflegeleichten Wohnungshunden zu einer Betrügerei der besonderen Art bei: Ein Internetversender hatte ein beachtliches Geschäft gemacht, indem er seine Kunden mit nicht bellenden, nicht haarenden Hunden ohne Auslaufbedürfnis belieferte. Weil die Tiere aber auch jede Art von Hundefutter verweigerten, wurden einige Kunden misstrauisch und forschten nach, was sie da gekauft hatten. Die Überraschung war groß: Es waren keine Hunde, sondern Schafe. Nach dieser „Diagnose“ wurde nicht nur der Händler verurteilt, sondern es wurden anhand der Kundenliste auch alle Schafe wieder eingesammelt. Zoos und Tierparks haben sie aufgenommen und wieder auf vegetarische Kost umgestellt.

Modetrends bei Tieren bringen nicht viel Gutes mit sich
Es reicht schon ein erfolgreicher Kinofilm oder eine Fernsehserie, um eine große Nachfrage nach einer bestimmten Tierart oder Rasse zu erzeugen. Wie wenig dabei manchmal nachgedacht wird, zeigt das Beispiel des Wildparks Eekholt in Schleswig-Holstein: Bei der damaligen zoologischen Leiterin gingen nach dem Kinostart des ersten Harry-Potter-Films mehrere Anrufe von Eltern ein, die ihren Kindern gerne eine Schneeeule als Kuscheltier schenken wollten. Hedwig, wie Harrys Eule heißt, hat eben wenig mit dem realen Raubvogel gemeinsam, der eine Spannweite von bis zu 160 Zentimeter erreicht. Im Wildpark frisst er gerne aufgetaute Eintagsküken.
Wer selbst besonders sein will, braucht manchmal auch ein besonderes Tier. Dieser Trend zieht sich schon seit Jahrhunderten durch unsere Gesellschaft. Und während es vor 100, 200 Jahren bei reichen Leuten noch als schick galt, sich einen Affen zu halten, muss es heutzutage schon mal eine Giftspinne oder eine Würgeschlange sein.
Wie anspruchsvoll oder wie gefährlich ein Tier wirklich ist, wissen viele Besitzer leider nicht. Vor rund 15 Jahren tauchten etwa plötzlich Angebote für angebliche Kreuzungen aus Wolf und Hund in den Kleinanzeigen der Tierzeitschriften auf und sorgten für Besorgnis und Wirbel in der Hundeszene. Ob und wie viele wirkliche Wolfshybriden darunter waren, ist schlecht nachvollziehbar. Aber in jedem Fall ist klar, dass ein Wolf, auch ein halber, nicht in einen Privathaushalt gehört.
Nicht alle neuen Vorlieben der deutschen Tierhalter nehmen solche extremen Formen an. Im Zoofachhandel wird seit einiger Zeit ein recht vernünftig scheinender Trend verzeichnet: Aquarien nehmen deutlich an Beliebtheit zu. Vor allem Garnelen und andere Krustentiere liegen zurzeit im Trend. Sie können auch in kleinen Becken ab 25 bis 30 Litern Wasser gehalten werden. Sie nehmen es nicht übel, wenn man sie für einige Tage allein lässt. Damit sind sie ideal für viel beschäftige Menschen, die trotz ihres hektischen Alltags etwas Lebendiges in der Wohnung haben wollen.
Werbekampagne war Auslöser der Retriever-Welle
Besonders beim Lieblingshaustier der Deutschen, dem Hund, kommen und gehen die Modetrends. Seit einigen Jahren steht der Golden Retriever ganz oben auf der Hitliste. Einer der Auslöser der Retriever-Welle war die Werbekampagne eines großen Futterherstellers, der die „Goldys“, wie sie von ihren Fans gerne genannt werden, zum glücklichen Familienhund Nummer eins erklärte. Von anderen Rassen, wie dem Deutschen Pinscher, der noch um 1900 herum häufig als Hofhund anzutreffen war, sind heute kaum mehr 300 Exemplare übrig. Eine so extreme Entwicklung ist aber sehr selten. Normalerweise pendelt sich der Bestand einer Hunderasse nach der Modewelle auf dem vorigen Niveau wieder ein.
Vor Kurzem ging aber eine Frage durch die Öffentlichkeit: Droht vielleicht dem Dackel, dem Modehund der 50er- und 60er-Jahre, das gleiche Schicksal wie dem Pinscher? „Aber nein“, beruhigt Jan Schürings, Geschäftsführer des Deutschen Teckelklubs 1888e.V. „Die Welpenzahlen sind zwar nicht mehr so hoch wie noch vor einigen Jahren, aber vom Aussterben kann noch lange nicht die Rede sein.“ Weil der Dackel immer noch eine große Rolle als Spür- und Stöberhund in der Jagdszene hat, wird er sich seinen Platz sichern.

Im Grunde hat der Dackel eine typische Modehundkarriere hinter sich: Bis in die 70er-Jahre war er ein sehr beliebter Familienhund. Aber Dackel sind eben nicht nur niedlich: Sie haben einen starken Jagdtrieb, sind nicht ganz einfach zu erziehen und müssen ständig beschäftigt und gefordert werden. Zudem kommt bei jedem Modehund mit der Beliebtheit auch das Problem von Erbkrankheiten. In diesem Fall war es die Dackellähme, eine Veranlagung zu Bandscheibenvorfällen mit Lähmung der Hinterbeine, die den Dackel aus den Top Ten der beliebtesten Rassen vertrieb.
Seriöse Züchter, die auf gesunden Nachwuchs achten, können bei solchen Modewellen, wenn plötzlich die vielfache Anzahl Welpen gefragt ist, den Bedarf an Junghunden nicht mehr decken. Dann treten die Geschäftemacher auf den Plan. Züchter sprechen abfällig von „Vermehrern“, von skrupellosen Massenzüchtern, die ihren Profit mit der Menge und nicht mit der Qualität der Tiere machen.
Teilweise werden Hundewelpen auch von zwielichtigen Händlern aus Massenzuchten in Osteuropa oder Belgien bezogen und in Deutschland auf Märkten oder sogar nur an Autobahnraststätten aus dem Kofferraum heraus verkauft. Dort gibt es dann angeblich reinrassige Welpen für einen Bruchteil des Marktpreises, meist ohne oder mit gefälschten Papieren, dafür mit Wurmbefall, Viruserkrankungen und gestörtem Sozialverhalten. Seriöse Hundezüchter und Tierschützer kämpfen schon seit Jahren gegen die Machenschaften dieser „Puppy Mills“, doch im Europa der offenen Grenzen sind die illegalen Hundehändler kaum zu stoppen.
Wenn aus dem Kuschel- ein Kostenfaktor wird
Wenn die erste Begeisterung vorbei ist, wird für unbedacht angeschaffte Tiere oftmals eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt. Nicht nur das Futter kostet Geld. Spätestens wenn Tierarztkosten anstehen, wird das Tier vom Kuschel- zum Kostenfaktor. Und besonders für solche Geschöpfe, die aus einer Modelaune heraus gekauft wurden, brechen schlechte Zeiten an. „Heimtiere sind ein Luxusgut“, erklärt Antje Schreiber, die Sprecherin vom Zentralverband der zoologischen Fachbetriebe Deutschlands (ZZF). „Nur wenn es den Menschen finanziell gut geht, können sie sich auch ein Tier leisten.“ Tierheime können besonders nach Weihnachten ein Lied davon singen, wenn viele lebende Geschenke nicht mehr gewollt und dort abgegeben werden. „Die Zahlen sind zwar leicht rückläufig“, erklärt Antje Schreiber, „aber es sind immer noch viel zu viele.“
Leider wird jeder auslaufende Tiertrend schnell durch einen neuen ersetzt. Im Internet kann man exotische Wildtiere erstehen, besonders gefragt sind Nasenbären, Erdmännchen und seltene Raubkatzen. Gerade der Handel mit nicht geschützten Arten ist nur schwer überschaubar. In vielen Zoohandlungen werden immer noch Schildkrötenjunge an unwissende Aquarianer verkauft, ohne dass deutlich gemacht wird, dass die niedlichen, fünf Zentimeter großen Tiere in wenigen Monaten die Größe eines Suppentellers haben werden.

„Es ist unglaublich, was manchmal zusammen verkauft wird“, berichtet die Tierärztin Stefanie Heidbrink, Exotenspezialistin aus Münster. „Einem meiner Patientenbesitzer wurde wirklich von einem Händler eine Wüstenechse zusammen mit einer Art aus den feuchten Subtropen im gleichen Terrarium aufgeschwatzt. Das kann nicht gut gehen, allein wenn man an die unterschiedlichen Bedürfnisse bei der Luftfeuchtigkeit denkt.“
Aber manchmal siegen die Vernunft und der Tierschutzgedanke über das Modebewusstsein. Noch in den 70er-Jahren waren Ziervögel als Wohnungstiere weit verbreitet. Aber seitdem in den Köpfen der Menschen angekommen ist, dass man Wellensittiche, Kanarienvögel und Rosenköpfchen nicht als Einzeltiere in winzigen Käfigen halten soll, ist die Nachfrage nach ihnen deutlich zurückgegangen.
(Quelle: Welt.de)

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