Dienstag, 9. Januar 2007

ps. im still not...



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“Morgens holte die Sonne weit aus, nur, um dann doch fast unbemerkt hinter dem Lido zu verschwinden. Was für ein Aufwand.
Lido, die Lagune, begrenzt die Insel Vendig vom Süden her, und ist angeblich als Badestrand beliebt. Jetzt im Dezember zog es niemanden dorthin, stattdessen hockten alle im „La Strada”. Mad und ich waren spät dran. Doch weil das “La Strada” sich durch überdimensionale Fenster von anderen Bars abhob, hatten wir selbst vom Tresen aus die Lagune Lido noch im Blick.
Ich zückte meine Kamera und Mad verzog die Mundwinkel.

Klar, wir hatten Streit. Wie so oft in den vergangenen Wochen. Mads Gründe für diese Reise würde ich nie erfahren. Ich war einmal mehr meiner Naivität zum Opfer gefallen.

Augenblicklich erbot sich jemand, uns zwei Prosecco zu ordern, kaum, dass Mad ihr Zigarettenetui aus ihrem achtlos beiseite gelegtem Kashmirmantel gefischt und sich über den Tresen gebeugt hatte. Wie immer wirkte ihre Stimme. Mad musste eigentlich nur flüstern, das rauchige Timbre und die laszive Mundwinkelmimik genügten, sie bekam immer, was sie kaum geordert hatte. Ohne aufzuschauen, nippte ich an meinem Prosecco, irgendwie dankbar, dass sie mich noch immer in ihren Bestellungen einschloss, als gehöre ich dazu.

Madeleine, und sie würde einen Mord an mir ebenso gelassen wie eine Getränkebestellung in Auftrag geben, wenn sie herausfände, dass ich ihren Namen preisgab. Madeleine hatte den Gondoliere sofort entdeckt. Sie war zusammengezuckt.

Doch alldem ging eine andere Geschichte voraus, wir waren miteinander verankert und nicht umsonst in Hamburg wohnhaft.
Bürokratenslang, ja, ich weiß. Manchmal ist das die einzige Sprache, Mads und mein Leben dingfest zu machen.

Zu diesem Zeitpunkt interssierte niemand sich für meine Geständnisse. Der Gondoliere ließ seinen Grappa spielerisch in den Händen kreisen. Mal ehrlich, wenn Ihnen jemand im samtschwarzen Umhang gegenüber sitzt, denken Sie dann nicht automatisch an einen Raben? Stumm stand er dort, ließ das Glas unablässig kreisen und beobachtete argwöhnisch, ob wir die von ihm bestellten Getränke gebührend genossen.

Madelaine zupfte ihre linke, wie ich sie nannte: mächtige Braue, als ich mein geleertes Proseccoglas quer durch das wäßrige Muster auf dem Tisch schob und sie ansah: “Entschuldige, aber er lehnt an seinem Buchenholz-Ruder als sei es sein Korsett”. Madelaine gewährte mir nur einen kurzen Augenaufschlag und ich wusste, ihrer Meinung nach war eindeutig ich der Krüppel.“

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