Samstag, 10. November 2007

cleaning out the closet


kostenloser Counter





Eminem noch vor dem Frühstück: Eher ungewöhnlich für mich, aber die einzig gangbare Option, meinem anhaltenden Ärger über den gestrigen Abend Ausdruck zu verleihen. Und weil es nicht reicht, jemanden – wenngleich rhythmisch stimmig - schimpfen zu lassen, nun dieser kleine Ausflug in den Sonntagsclub. Gestern Abend nur ungern losgerissen vom gemütlichen Schreibtisch, aber die Verabredung mit zwei Freundinnen verhieß auch einen netten Abend. Da der besagte Club dank annehmbarer Atmosphäre, meist überschaubaren und vertrautem Publikum und schnell zu erreichen ist, fiel es nicht allzu schwer, die Baltikumwebseiten sich selbst zu überlassen.

Jetzt muss ich leider den braven Ton meines kleinen Schulaufsatzes über den Abend im Sonntagsclub wechseln, denn für vier Euro Eintritt empfing uns die selbstgefällige, sich permanent selbst lobende Journalistin Andrea Winter, die als Moderatorin für die angekündigte Lesung „Out in Africa“ fungieren sollte, jedoch ihre Gesprächspartnerin kaum zu Wort kommen ließ.

Verlegerin und Übersetzerin Andrea Krug, die laut Programmankündigung „nach einer Einführung zur Geschichte der rassistischen Apartheidpolitik in Südafrika“ las, überzeugte nicht mit den ausgewählten Absätzen und der eintönig vorgetragenen Literatur, aber das war es nicht, was mich aufbrachte.

Vielmehr skandierte Andrea Winter ihre eigene Karriere, wenn ich mich nicht verzählt habe, erwähnte sie ganze vier Mal, dass sie Journalistin sei, peinlicherweise würde man einige ihrer grammatikalischen Unsicherheiten in Bastian Sicks Bestseller „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ finden.
Damit nicht genug, denn Frau Winter griff vollmundig in die Mottenkiste, als sie sich auf ihr offenbar mangelhaftes Geschichtswissen und die Kindheitserinnerungen ihrer Freundin verließ.

Journalistisch arbeiten, das weiß sicher auch Frau Winter, heißt zuerst recherchieren. Bei der unhinterfragten Schilderung, dass Frau Winters Freundin ja in ihrer DDR-Schulklasse solidarische Briefe an Nelson Mandela geschrieben habe, die doch tatsächlich angekommen seien in Südafrika, verstieg sich Frau Winter dann zu der rhetorisch gemeinten Frage, wer denn noch aus der DDR sei und damals so tolle Briefe geschrieben habe?
Um dann mit folgendem Unsinn fortzufahren: „Wie passend, denn heute am 9. November vor achtzehn Jahren wuchs nämlich zusammen, was zusammen gehört. Wie toll, und ohne diese Maueröffnung hätten wir ja heute nicht in diesem Club zusammensitzen können!“ Den Rest des gefaselten Unfugs erspare ich mir.
Wenn Andrea Winter ordentlich recherchiert hätte, wäre sie möglicherweise darauf gestoßen, dass die DDR-Regierung ihre Kinder uns in unseren Pionieruniformen missbraucht hat für ihre Solidaritätsaktionen, dann hätte ihr möglicherweise auch jemand erzählt, was den Kindern passierte, die mit den „Falschen“ solidarisch waren, oder dass die DDR-Regierung ihre Klassenkampfgenossen gern auch mit Waffen und nicht nur unschuldigen Briefen von Kindern unterstützt hat.
Dann hätte sie möglicherweise auch herausgefunden, wie Ausländer, egal, ob aus Afrika oder Vietnam in der DDR benutzt wurden. Vermutlich lag Frau Winter ohnehin nur daran, sich selbst ein wenig mit ihrem journalistischen Wissen über die DDR, Afrika und die Mendelschen Gesetze (es wächst zusammen, was zusammengehört) zu parlieren?

Sonntagsclub gute Nacht...happy Birthday, Madame T.! ;=)

Keine Kommentare: