Mittwoch, 28. November 2007

Vilnius, a short report



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Reisebericht Vilnius

"Was wir Gegenwart nennen, ist bloß der Zusammenprall von Gewesenem und Bevorstehendem - ein winziges Teil Sein, das sofort in die Elemente Vergangenheit und Zukunft zerfällt." Sagte Eugene Ionesco (1909-1994)

Aus aktuellem Anlass, denn in Riga hatten wir zu den Infos, die ich mir über spiegel.de hole, auch die sich wiederholenden CNN-Berichte aus Pakistan, aus Israel und aus Russland.
Die estnische Zeitung POSTIMEES verlautbart zu Letzterem:
"Das Vorgehen gegen die Proteste in Moskau, St. Petersburg und Nischni Nowgorod bietet der zivilisierten Welt kein Bild von einem Russland, das nach Demokratie strebt, sondern von einem Regime, dem es um den Erhalt seiner Macht geht. Und die Opposition hat immer weniger Möglichkeiten, sich zu formieren und ihre Meinung zu äußern“. (zitiert aus der Deutschlandfunk-Presseschau)

Und nun zu Vilnius, durch dessen Altstadt wir bis hin zum Gedimino-Prospektas wir gleich am ersten Abend bewundernd spazierten, fiel zuerst durch seine sehr schönen, gepflegten Straßen, gesäumt von Designergeschäften, Loungecafes, noch mehr Designerläden und Banken auf.

Wie unten beschrieben wohnten wir ja sehr komfortabel im Sauni Vietelé, einer ehemaligen Franziskanerabtei, wobei ich mir gut vorstellen kann, dass unser Zimmer dem Abt höchstpersönlich gehörte. Aber das sind natürlich nur naive Vermutungen.

Vilnius ist ja für uns auch ein Test gewesen, inwieweit wir schnell und unkompliziert in das Litauer Alltagsleben hineinschnuppern können, denn vorher gabs ja nur kurze Stelldicheine, aus denen sich schon gar keine Rückschlüsse auf die Mentalität der Landesbewohner hätten ziehen lassen.

"Mit 553.000 Einwohnern (2006) ist sie die größte Stadt des Landes. Sie liegt an der Mündung der Vilnia in die Neris, nur etwa 40 km von der weißrussischen Grenze entfernt.

Vilnius ist katholischer Erzbischofssitz und seit 1579 Universitätsstadt." (zitiert aus Wikipedia.de)


Litauen, so sagt unser und schreiben andere Stadtführer, sei im 14. bis 16. Jhrdt. Auf dem Höhepunkt seiner Macht gewesen, später gaben sich die Polen und die Russen die Klinke in die Hand und nur eine kurze Phase zwischen beiden Weltkriegen gab es noch einmal den Lichtblick der Unabhängigkeit für Litauen.
Litauer werden immer wieder als warmherzig, gastfreundlich und gefühlsbetont beschrieben, aber ehrlich gesagt, halte ich solche Verallgemeinerungen für Unsinn, denn das wäre genauso, als beschriebe man den Deutschen als frohgemut, gesprächig und eine Frohnatur, nur, weil man in Köln ein Fastnachtswochenende miterlebt hat. Tatsache ist doch, Menschen sind verschieden, je nach Herkunft und Geschichte, persönlicher Situation und am Ende, wozu soll diese Schubladerei denn nützlich sein, Litauer seien so, Lettländer arrogant usw.?

Wir haben diejenigen Litauer, so sie denn gebürtig aus dem Land stammten, als freundlich-zurückhaltend erlebt, aber das hängt doch auch immer eng mit jenen Menschen und deren Anliegen zusammen, die als Touristen wie wir eben mit speziellen, vielleicht landesuntypischen Gepflogenheiten wie zum Beispiel dem Hotelgast Hund aufwarten, oder?

Was wir sicher – wenn auch kurz besehen –bestätigen können, ist die immer wieder getroffene Aussage, dass das Leben der Städter in Vilnius sich erheblich von dem einer ländlich beheimateten Familie unterscheidet. Ja, wir haben sehr wohlsituierte, vermeintlich jung dynamische Leute, die gemeinhin als Yuppies gehandelt werden, gesehen und weil ich auf der Suche nach einem Technikmarkt a la Mediamarkt oder Saturn war, um meine nicht funktionierende Tastatur zu ersetzen, bekamen wir auf diesem Weg nur freundliche, sehr hilfsbereite und gut englisch-sprachige Antworten. Während ja vorab, wie früher schon erwähnt, die Leute lieber zu einem wie auch immer brauchbaren Deutsche griffen, das auch nicht immer weiterhalf. Auch hier wieder die kurze Anmerkung, dass mein Litauisch sich ja auch nur auf „Guten Tag“ (laba diena) und Danke (dekoje) beschränkt.

Vilnius war – alles in allem – sehr lohnend, in vielem – vor allem in der Architektur – fühlten wir uns oft an Vergleiche mit Wien und Lissabon erinnert, aber dann wieder gabs auch ganz eigene Momente und kleine Situationen, die sich weder sprachlich noch fotografisch auf die Schnelle einordnen lassen. Manchmal müssen sich die Erinnerungen auch setzen wie ein guter Kaffeesatz, der erst nach Antrocknen gelesen werden kann.

Noch ein sehr empfehlenswerter Artikel über eine Roma-Siedlung in Litauen

Und als nächstes: der Weg von Nida zum Berg der Kreuze – Lettland: Riga (Fotos sind hier schon zu sehen)

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