Sonntag, 4. November 2007

united in Hamburg, Hamburger Machtversessene


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Machtclub #64

Alkohol.
Juri Andruchowytsch, Linus Volkmann, Sven Amtsberg


13. November 2007 / 20:30 Uhr (Einlass 19:30)
Malersaal im Deutschen Schauspielhaus, Kirchenallee 39, 20099 Hamburg
Eintritt 9 Euro


Zwischen Rausch und Suff -- die schillernde Palette der Wechselwirkungen zwischen Alkohol und Literatur reicht von Inspiration bis zum Leberverzagen, ist aber selbst von der Abstinenzgruppe Macht nicht zu leugnen. Behutsam und mit einer Bionade in der Hand möchten wir uns dem Themenkomplex im Novembermachtclub nähern, haben dazu drei hochrangige Experten geladen und vorsorglich schon mal das Alka Seltzer kaltgestellt.



Juri Andruchowytsch -- zwischen Wahn und Witz

Der Literaturstar aus der Ukraine -- kein anderer besingt Rosteuropa so poetisch-liebevoll bis delirierend-grotesk, zwischen Wahn und Witz, zwischen Wodka und Wehmut.
Obwohl Andruchowytsch derzeit mit seinen aktuellen literarischen und geopoetischen Erkundungen "Engel und Dämonen der Peripherie" auf Tournee ist, wollen wir ihn bitten, aus seinem letzten Roman zu lesen, dem surrealen Sowjetabgesang "Moscoviada". Unter dem verheerenden Einfluß von Bier, Selbstgebranntem und SWG (Starkes Weinhaltiges Getränk) und mit einem bewußtlosen Wels in der Tasche mäandert der ukrainische Literaturstudent Otto von F. durch ein infernalisch karnevaleskes Moskau, entkommt gesprengten Imbissen, liebestrunkenen Frauen, dem Gespenst eines beim Wodkaholen aus dem siebten Stock gestürzten Mitstudenten und den vielen Kaputtniks der sowjetischen Hyperrealität -- bis seine Odyssee im subterranen Gedärm der Stadt endet, in den Fängen und Klauen sinistrer Geheimdienstler mit mordsgroßen Ratten.
Ein Buch, das man schlürft wie SWG, nach dem man torkelt und erstmal einen starken Kaffee braucht. Und dringend einen Wels benötigt. Berauschender ist Literatur selten!


Linus Volkmann -- zwischen Pop und Kultur

Mit seinen Kurzgeschichtenbänden "heimweh to hell" und "smells like niederlage" bedichtete Volkmann, Redakteur des Musik-Magazins Intro, das Leben von Außenseitern, Nerds und Verlierern. Zeile für Zeile zogen schräge Typen wie das Duo Robbe und Bürzel in unsere Herzen ein. Nun kommt er zu uns, um aus seinem neuen Roman "Anke" zu lesen: Die Geschichte des gescheiterten Musikjournalisten Gärtner, der aus seinem schillernden Berliner Boheme-Leben zurück zu seinen Eltern ziehen muß. Zwangsweise in seine Pubertät regredierend, säuft er Korn mit der Dorfjugend, stellt zwar fest, er "kotzte noch wie ein junger Gott", ist aber nicht wirklich glücklich darüber. Bis er und seine Jugendliebe Anke sich unversehens auf einer Promotionpartytoilette wiederbegegnen -- beide voll wie die Strandhaubitzen und mit Herzen so leer wie die Umsonst-Vitaminwodka-Longdrinkgläser. Kann das gutgehen? Und was wird Mutti dazu sagen?


Sven Amtsberg -- zwischen Frau und Bier

Lokalheld und Genußtrinker Amtsberg hat ein großes Herz und eine robuste Leber, ersteres schlägt für die Häßlichen, Einsamen, Saufenden, Liebenden. Ihnen entwirft Amtsberg bizarre Lebenswelten, unter deren maßloser Komik ein elementarer Schrecken mitschwingt, eine beklemmende Subwooferfrequenz in Amtsbergs virtuosen Storymelodien. Nachdem sich Amtsberg zuletzt in seinem "Mädchenbuch" mit ebenjenen ausführlich beschäftigt hat, widmet er sich jetzt dem Bier.


Die Doktorspiele -- zwischen Kranken und Schwestern
Der neue prestigeträchtige Vorlesewettstreit des Machtclubs, mit Publikumsbeteiligung in Form von selbstverfaßten fünfminütigen Texten aus dem Liebesleben des alkoholkranken Chirurgen Dr. Graf -- eine Thematik, die man ohnehin nicht nüchtern erträgt.


Machtmoderation
Durch den Abend führen und torkeln die Temperenzler Becks Maack und Astra Uebel.

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